Unsere ehrenamtliche Helferin Denise wird zur Lebensretterin!

19. Juli 2022

Vor einiger Zeit hat sich Denise bei einer Typisierungsaktion von blut.eV auf der offerta in Karlsruhe als Stammzellspenderin registrieren lassen. Nach relativ kurzer Zeit erhielt sie bereits eine Nachricht von unserer Partnerorganisation Aktion Knochenmarkspende Bayern. Trotz ihrer Abneigung gegenüber Spritzen und Nadeln hat sie nicht gezögert und war bereit zur Stammzellspende.

„Ich habe einem kranken Menschen geholfen gesund zu werden – mit der Spende meiner Stammzellen.

Für mich nichts besonders, für einen anderen das wertvollste Geschenk der Welt – sein LEBEN.“

Zu ihrer Stammzellspende wurde Denise von ihrer Mutter Sandra nach Gauting begleitet und unterstützt.

„Als Betroffene weiß ich sehr wohl wie toll es ist nach so einer Diagnose tatsächlich jemanden zu haben, der bereit ist zu helfen und zu spenden. Es macht Hoffnung und gibt einem das Gefühl nicht ganz alleine mit dieser Angelegenheit auf der Welt zu sein und zu wissen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die bereit sind zu helfen.

Ich bin sehr stolz auf meine Tochter, die ohne groß zu überlegen gesagt hat, ich helfe gerne und diese ganze Prozedur, die je nach Empfinden doch unangenehm sein kann, ohne zu zögern über sich ergehen hat lassen.“

Liebe Denise, ganz herzlichen Dank für dieses wunderbare Geschenk!

Willst auch Du ein Leben retten? Dann fordere hier ein Lebensretterset an.

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Daniel K. wird zum Lebensretter!

15. Februar 2022

Daniel K. hat sich im Juni 2020 bei blut.eV typisieren lassen, im Januar 2022 hat er seine Stammzellen gespendet, um einem Fremden die Chance auf Leben zu schenken:

Anfang November 2021 bekam ich von der Aktion Knochenmarkspende Bayern eine Nachricht, dass ich zusammen mit einigen anderen Personen als Spender für einen Patienten in Frage kam. Ich müsste allerdings nochmal zum Arzt, um die genaueren Werte meines Blutes bestimmen zu lassen.

Mir wurde dann ein Päckchen mit allen wichtigen Unterlagen, Fragebögen und Blutproberöhrchen zugeschickt, welche ich ausgefüllt und mit einer Blutprobe zurücksenden musste. Meine Ergebnisse kamen einige Tage später zurück und zeigten, dass alle Marker zu dem Patienten passen. Außerdem wurde mir gesagt, dass ich ab jetzt 3 Monate für den Patienten „reserviert“ sei.

Am 07.01.2022 bekam ich völlig überraschend einen Anruf on der Bayrischen Stammzellen Bank mit der Frage, ob ich eine Woche später mein Knochenmark spenden könnte, da der ursprünglich ausgewählte Spender an Corona erkrankt war. Beim ersten Spender war bereits die periphere Stammzellenspende angelaufen (die Stammzellen werden hierbei direkt aus der Blutbahn extrahiert), was bei mir allerdings aus Zeitgründen nicht möglich war. Daher kam bei mir nur die direkte Knochenmarkentnahme in Frage. Man hat mir meine beiden Termine mitgeteilt, Dienstag nach Gauting bei München für das Aufklärungsgespräch und die Voruntersuchungen, Donnerstag die Anreise, da bereits am Freitag der Eingriff stattfinden sollte.

Bei dem Aufklärungsgespräch wurde mir alles bis ins Detail erklärt und ich wurde von Kopf bis Fuß untersucht. Es blieben von meiner Seite keine Fragen offen und die Ärzte vor Ort waren nicht nur unheimlich kompetent, sondern auch sehr sehr nett. Man hat mir mehrfach gesagt, dass ich jederzeit zurücktreten könnte, was aber auf keinen Fall für mich in Frage kam.

Donnerstags musste ich mich bis 13 Uhr bei der Bayrischen Stammzellen Bank gemeldet haben, wo nochmal alle Befunde und Untersuchungsergebnisse besprochen wurden. Die Ärztin, welche mich Dienstags untersucht und über alles mit mir gesprochen hatte, hat mich durch die ganze Woche begleitet und auch den Eingriff freitags mit einem ihrer Kollegen durchgeführt.

Als der Papierkram erledigt war wurde ich ins Krankenhaus gebracht zum Corona -Schnelltest und zum PCR-Test. Im Anschluss habe ich ein Einzelzimmer auf der Station bezogen und mir wurde bewusst, dass wirklich alles bis ins kleinste Detail organisiert und durchgeplant war. Mein Abendprogramm bestand dann aus Abendessen, TV schauen und versuchen zu entspannen. Die Aufregung vor dem nächsten Tag war selbstverständlich riesig.

Am nächsten Morgen wurde ich um halb 7 geweckt. Nach einer schnellen Dusche hab ich mich im OP-Kittel in Schale geworfen, um 5 vor 8 mein Beruhigungstablettchen genommen und dann ging es im halb benommenen Zustand auch schon ab in den OP. Noch ein bisschen Smalltalk mit dem OP-Personal und ich kann mich ab dann erst wieder an den Aufwachraum erinnern. Ich war zunächst noch ein bisschen benommen, aber nach kurzer Zeit fing ich vor Freude sogar an zu pfeifen. Nach einer Stunde Wachzustand durfte ich dann wieder auf mein Zimmer. Ab da wurde regelmäßig meine Temperatur, der Blutdruck, Sauerstoffsättigung und mein Puls gemessen. Ich habe mich dann erst einmal darum gekümmert, alle Nachrichten, die ich bekommen habe, zu beantworten und jedem zu versichern, dass es mir so weit gut geht. 🙂

Die operierende Ärztin kam gegen 13 Uhr dann noch persönlich vorbei, um nach mir zu sehen und mir zu sagen, dass bei dem Eingriff 1,1 l feinstes und bestes Präparat entnommen werden konnte (das Maximum wären 1,4 l gewesen). Sie hat sich den Verband angesehen, ob die Wunde nachgeblutet hat, aber durch die Lagerung auf kleinen Sandkissen, um den Druck auf die Wunde zu erhöhen und Nachblutungen zu verhindern, ist so gut wie kein Blut mehr aus der Wunde ausgetreten. Ich war wirklich glücklich, dass der Eingriff so gut gelaufen ist und die Entnahme so erfolgreich war.

Den restlichen Tag hatte ich noch mit der ein oder anderen Nebenwirkung des Eingriffs und der Narkose zu kämpfen (Übelkeit und Kreislaufprobleme). Abends kam dann noch der zweite Arzt, welche bei dem Eingriff anwesend war, vorbei, um sich zu vergewissern, dass es mir gut geht und eventuell aufgekommene Fragen noch zu beantworten. Nach einem weiteren Check-Up bin ich dann gegen 19 Uhr eingeschlafen. Ich war nachts zwar das eine oder andere Mal wach, konnte aber immer wieder schnell einschlafen und habe insgesamt 13 Stunden Schlaf bekommen. 🙂

Nach dem Wecken am nächsten Morgen, ich war ehrlich gesagt noch ziemlich matschig, habe ich mein Frühstück bekommen und der Verband wurde gewechselt. Dann noch ab zur Blutentnahme, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist und ich gegen Mittag nach Haus kann. Ich habe dann die Zeit genutzt, meine Sachen zu packen und mich auf meine Heimreise vorzubereiten. Die Ärztin vom Vortag hat sich kurz vor meiner Entlassung dann nochmals die Wunde angesehen und ist mit mir die ganzen Papiere durchgegangen. Mir wurde erklärt, dass ich die Nachsorge bei meinem Hausarzt machen muss, damit über einen Zeitraum von 30 Tagen kontrolliert werden kann, ob sich meine Werte nach dem Eingriff wieder normalisiert haben.

Dann konnte ich wieder nach Hause, 3 1/2 Stunden als Beifahrer. Ich habe mich von allen verabschiedet und mich für ihre tolle Arbeit und ihre Fürsorge bedankt. Mir ist wichtig hier nochmal zu erwähnen, dass das gesamte Team überaus kompetent und sehr freundlich war. Ich habe mich in jedem Moment zu 100% gut aufgehoben gefühlt und möchte dafür nochmal ein ganz großes Lob aussprechen!

Die ersten 1 1/2 Wochen nach dem Eingriff war ich noch ziemlich k.o. Und mein Kreislauf musste sich langsam noch erholen. Die Wunde selbst hat mir gar keine Probleme verursacht. Es war lediglich ein Gefühl wie ein Muskelkater. Der Heilungsprozess lief reibungslos und mein Kreislauf hat sich von Tag zu Tag erholt. Nach 2 Wochen war ich auch schon wieder ganz der Alte.

 

Zum Abschluss meines kleinen Abenteuers kann ich nur sagen, ich würde es immer wieder tun!

Willst auch Du ein Leben retten? Dann fordere hier ein Lebensretterset an.

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Ein echtes Highlight im August

24. Oktober 2019 Michaela Karg, Leiterin der Regionalgruppe Oberbayern und Susanne Bogner, 1. Vorsitzende von blut.eV besuchen Martin während seiner Stammzellspende

Anfang August durften wir einen ganz besonderen Besuch abstatten. Wir haben Martin M. aus Wörth live während seiner Stammzellspende besuchen dürfen. Martin hatte sich letztes Jahr bei der Offerta in Karlsruhe bei uns am Stand in die Datei der AKB aufnehmen lassen. Nicht mal ein Jahr später wurde er schon als der genetische Zwilling einer an Blutkrebs erkrankten Frau in Deutschland identifiziert. Nachdem durch gründliche Untersuchungen und Labortests zweifelsfrei feststand, dass Martin gesund ist, stand einer Spende nichts mehr im Weg. Seine Freundin hat ihn zur Stammzell-Entnahme begleitet, quasi als seelischer Beistand. Als wir angekommen sind, hatte Martin schon drei Stunden hinter sich und das Ende der „Ernte“ war in Sicht. Alle Rollläden waren unten, es war ein knallheißer Tag. Martin hat uns erzählt, was er auf dem Weg zur Spende alles hinter sich gebracht hat und wie aufgeregt er war. Wir haben in dem Augenblick auch gemeinsam an „seine“ Patientin gedacht, die zeitgleich irgendwo in Deutschland gerade mit viel Chemotherapie auf den Empfang von Martins Zellen vorbereitet wurde. Kaum vorstellbar, was ihr zu dem Zeitpunkt durch den Kopf gegangen sein mag. Dagegen waren die Strapazen, denen Martin sich unterzogen hat, vermutlich eher kleine Fische, darüber waren wir uns einig. Für uns ist Martin ein Held, wir haben uns auch sehr gefreut, dass er diesen Moment mit uns geteilt hat. Die Schokopackung halten wir übrigens nicht aus Werbezwecken hoch, wir hatten gehofft dass die Botschaft darauf auf dem Foto lesbar sei… Anfänger halt ;-). Es sei daher hier nochmal explizit geschrieben, was wir ihm mit Schokolade gesagt haben: Martin, du bist „simply the best!!!

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So sehen Lebensretter aus

1. Juli 2019

Zwei Jahre und acht Monate nachdem er sich bei unserer Aktion „Blutsgeschwister“ in Malsch typisieren ließ, konnte Enrico Porada letzte Woche einem fremden Menschen die Chance auf ein neues Leben schenken. Er wurde als der genetische Zwilling eines an Blutkrebs erkrankten Patienten identifiziert und hat knapp 5 Stunden lang Blutstammzellen gespendet. So lange dauerte die Prozedur bis genügend Stammzellen aus seinem Blutkreislauf abgesammelt waren, um daraus für den Patienten das hoffentlich lebensrettende Transplantat herstellen zu können.

Nach der Spende erzählte er, dass er sich anfangs überhaupt nicht vorstellen konnte, über einen so langen Zeitraum ruhig zu sitzen zu bleiben. Wenn in beiden Armbeugen Nadeln liegen sind Bewegungen nicht einfach, aber es hat gut gemeistert und war darüber selbst erstaunt. Auch die Vorbereitung zur Spende, bei der der Spender die Produktion seiner Stammzellen über mehrere Tage hinweg stimuliert in dem er ein bestimmtes Medikament spritzt, hat Enrico sehr gut überstanden. Er sagt, er würde es jederzeit wieder tun.

Wir ziehen den Hut vor Enrico und hoffen, dass viele Menschen seinem Beispiel folgen und sich als Stammzellspender registrieren lassen. Wie das funktioniert und wer als Spender in Frage kommt erfahrt ihr hier. Gesucht werden vor allem junge Menschen bis 40 Jahren. Jeder einzelne zählt und könnte die Nadel im Heuhaufen sein, nach der bei der Suche nach einem passenden Spender sprichwörtlich gesucht wird. Je mehr Menschen typisiert sind, je höher werden die Chancen für alle Blutkrebspatienten einen passenden Spender zu finden. Gemeinsam können wir so viel erreichen!

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Beate Penka

22. März 2017

Bei unserer Schulabschlussfeier im Jahre 1981 wurden Unterlagen zum Thema Knochenmarkspende verteilt. Ich nahm die Prospekte mit und heftete sie bei meinen Krankenversicherungsunterlagen ab ­ und unternahm jahrelang nichts.

Im März 1998 las ich dann von einer Typisierungsaktion im Karlsruher Konzerthaus. Ich arbeitete damals im Nachbargebäude. Da endlich nahm ich mir die Zeit, um mein Blut typisieren zu lassen. Nur wenige Monate später im November 1998 erhielt ich die Nachricht, dass ich eventuell eine geeignete Spenderin sei. Nach weiteren Untersuchungen stellte sich leider heraus, dass meine Merkmale nicht in dem Maß mit denen des Erkrankten übereinstimmten, wie es für eine Knochenmarkspende erforderlich war.

Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich nach diesem Anruf fühlte: auf der einen Seite eine große Traurigkeit. Ich dachte an den kranken Menschen ­ auf der anderen Seite aber auch eine gewisse Erleichterung. Ich war seit dem ersten Anruf in einer Art Euphorie, die ich als sehr unangenehm empfunden habe. Heute empfinde ich nur noch Traurigkeit, dass ich diesem Menschen nicht helfen konnte und wünsche ihm natürlich, dass noch ein passender Spender gefunden wurde. Mir jedoch gab diese Absage nochmals die Gelegenheit, gründlich über meine Spendenbereitschaft nachzudenken und dann auch zu hoffen, dass ich nochmals die Gelegenheit bekäme zu helfen. Im Januar 1999, also gerade 10 Monate nach meiner Aufnahme in die Spenderdatei, erhielt ich einen 2. Anruf von der Uniklinik Freiburg. Es gab nun einen Patienten, dessen Merkmale mit meinen im notwendigen Maß übereinstimmten.

Bei den Voruntersuchungen in der Uniklinik Freiburg begegnete ich immer wieder einem Herrn. Entweder war er vor mir im Untersuchungszimmer oder nach mir. Irgendwann sprach er mich an, wie es mir denn ginge und wann bei mir die Leukämie erkannt worden sei. Ich sagte ihm, dass ich nicht an Leukämie erkrankt sei, sondern eine Knochenmarkspenderin sei. Er lächelte mich ganz ruhig an und meinte dann: „Schön, dass es solche Engel wie Sie gibt.“ Dies war mir etwas peinlich, weil es ja nicht mein Verdienst war, dass ich als Spenderin geeignet war. Im weiteren Gesprächsverlauf erzählte er mir, dass er zehn Monate zuvor eine Knochenmarkspende erhalten habe. Erfreulicherweise hatte sein Körper das fremde Knochenmark angenommen und er war auf dem Weg der Gesundung. Er konnte bereits wieder zur Arbeit gehen, seine geliebten Wanderungen im Schwarzwald machen und ganz einfach: leben.

Eine solche Begegnung wünsche ich jedem Menschen, denn da spürte ich eine große Wärme, die eigentlich unter den Menschen immer spürbar sein sollte. Der gesamte Vorgang der Spende läuft anonym ab. Als Spender hat man ­zumindest damals ­ein Jahr nach der Spende die Möglichkeit, beim Spenderzentrum nachzufragen, ob die Spende erfolgreich war. Ich habe dies nicht getan. Ich kann nicht richtig erklären weshalb: Vielleicht hatte ich Angst, dadurch in mir selbst moralisch zu sehr die Verantwortung für diesen Menschen zu übernehmen, vielleicht hatte ich Angst vor einer Enttäuschung. Heute sehe ich das anders. Heute würde ich es wissen wollen.

Abschließend kann ich sagen, dass ich jederzeit wieder Knochenmarkspenden würde. Wir alle wissen, dass wir, unsere Familie, unsere Freunde nicht davor gefeit sind, diese Krankheit zu bekommen. Es wäre für uns alle selbstverständlich, für einen guten Freund oder einen Verwandten eine Spende zu geben ­aber warum sollen wir dies nicht auch für uns unbekannte Menschen tun. Wir spenden Blut, warum nicht auch Knochenmark. Es ist nur eine kurze Beeinträchtigung für den Spender, die nicht mit der Gesundung eines Menschen zu vergleichen ist.

Übrigens: Soweit mir bekannt, werden mehr anonyme Knochenmarktransfusionen durchgeführt als von Verwandten. Und dies auch sehr erfolgreich. Also wäre es schön, wenn immer mehr Menschen ihr Zögern überwinden könnten und ihr Blut typisieren ließen.

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Ute Ederle

Meine Stammzellenspende lag zwei Jahre davor. In unserer Ortschaft war eine Frau meines Alters an Leukämie erkrankt. Kenntnis davon erhielt ich durch Zufall, als eine Angehörige mir davon erzählte. Im Gespräch hörte ich, dass sie noch eines von zehn Spendersets zum Typisieren von Blutplasma hätte. Ich bat sie, mir dieses zur Verfügung zu stellen. Damit ging ich zu meinem Hausarzt und ließ mir die entsprechende Menge Blut entnehmen und versandte sie an die vorgegebene Adresse. Außerdem spendete ich die Kosten der Typisierung. Dann hörte ich lange Zeit nichts mehr.

Im November 2002 bekam ich einen Anruf von Frau Dr. Scherer vom Heidelberger Stammzellregister. Gut kann ich mich daran erinnern dass Sie mich gleich beruhigte, dass „nichts passiert“ sei. Das ist verständlich, denn ein Anruf aus einer Klinik geht meistens mit unguten Nachrichten einher. Sie schilderte mir, dass ich infrage käme, Stammzellen für einen Patienten in Hamburg zu spenden. Sie fragte auch gleich, ob ich für eine andere Person spenden würde, als für die ich typisiert wurde. Natürlich erklärte ich mich sofort einverstanden. So erhielt ich noch einmal ein Set für weitere Analysen nach Hause. Wieder ging ich zu meinem Hausarzt und wartete zu.

Einige Telefonate folgten. Mir fiel auf, dass ich hier und später in Heidelberg immer wieder gefragt wurde, ob ich wirklich spenden möchte. Erst später war mir klar warum: Spenden zu wollen und es dann auch zu tun sind zwei völlig verschiedene Situationen.

Nach der Auswertung dieser Blutentnahmen fuhr ich nach Heidelberg in das Universitätsklinikum. Herr Stadtherr erläuterte mir die verschiedenen Entnahmemöglichkeiten. Miteinander entschieden wir uns für die indirekte Methode. Danach begleitete er mich durch das Haus zu den Untersuchungen. Für kurze Zeit musste ich hier einmal im Wartezimmer Platz nehmen, in dem auch viele Krebskranke saßen. Zum ersten Mal konnte ich bewusst Menschen mit diese Krankheit ansehen. Vielen fehlten die Haare und die Gesichter waren ernst und zwar durch alle Altersstufen hindurch. Es war erschreckend für mich. Für eine kurze Sequenz erlebte ich einen Hochmut, über den ich sehr erschrocken war. Insgeheim freute es mich, nicht dazu zu gehören. Dabei hatte mich eines mit zu der Stammzellenentnahme bewogen: der Tod beider Eltern durch Krebs.

Nach einem doch zeitlich kurzen aber durch Erlebnisse langen Tag fuhr ich nach Hause. Im Gepäck hatte ich Serum und Spritzen, die mir mit Hilfe des Hausarztes nach einem vorgegebenen Terminplan verabreicht werden sollten. So kam der Tag der Stammzellenentnahme (18. Dezember 2002) näher. Das Serum löste vermehrt die Bildung von Stammzellen in meinem Knochenmark aus, die dann in die Blutbahnen transportiert wurden. Die Empfindungen waren seltsam. Mit jeder Spritze hatte ich das Gefühl, dass in den Blutbahnen eine Menge los ist ­ ähnlich einem Fluss, der mehr Wasser zu transportieren hat und dadurch schneller wird. Vor allem der Brustraum zog sich manchmal so zusammen, dass ich meinte, Krämpfe zu haben. Diese Situationen ließen mich zu dem Vergleich hinreißen, hochschwanger zu sein und endlich entbinden zu wollen. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes „reif“ zur Entnahme.

In der Vorweihnachtszeit höre ich gerne den Messias von Mozart oder das Weihnachtsoratorium von Bach. In diesem Jahr hatte ich immer wieder den „Messias“ eingelegt, so auch während mir das Blut entnommen und wieder zugeführt wurde. Auf einmal hatte die Verheißung des alttestamentlichen Propheten Jesaja „das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“ eine ganz andere Bedeutung für mich. Während ich das jetzt niederschreibe, höre ich in meinem Innern die Musik dazu. Ich empfinde genauso wie damals, wie viel Hoffnung in „meine“ Stammzellenentnahme gesetzt wurde. Ich wusste, dass da ein Mensch aus seinem Dunkel ein Licht sieht. Mir war aus den Gesprächen bekannt, dass parallel zu meiner Stammzellenentnahme in Heidelberg die Stammzellengabe in Hamburg vorbereitet wurde!

Als dann „meine“ Stammzellen in der Tasche aus dem Klinikum hinaus auf den Weg gebracht wurden, hätte ich gern noch viel mehr dort mit hineingegeben, etwa Grüße in Form eines Anteils meiner Gesundheit oder einfach nur Segenswünsche. In Gedanken begleitete ich diesen Transport. So wurde aus der Typisierung vom Februar 2000 ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art im Dezember 2002.

Seitdem bin ich B.L.u.T.eV. sehr verbunden.
Der Verein ist auf Spenden in jeder Form angewiesen, um seine Arbeit fortzusetzen. Dazu wünsche ich allen Aktiven die nötige Beharrlichkeit.

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Andreas Friedrich

Es überraschte mich schon ein wenig, als Ende Juni 2006 das Telefon klingelte und die freundliche Stimme am Telefon mir erklärte, das sie vom Heidelberger Stammzellenregister sei. Sie teilte mir mit, dass aufgrund meiner Typisierung im Jahre 2001 nun ein leukämiekranker Patient mit meinen Gewebemerkmalen übereinstimme und fragte, ob ich grundsätzlich bereit wäre für diesen Fall Knochenmark oder Stammzellen zu spenden. Nachdem ich dies bejahte, wurden mir weitere Röhrchen zur Blutentnahme zugesandt mit der Bitte, beim Hausarzt oder einer Klinik meiner Wahl Blut abnehmen zu lassen. Drei dieser Röhrchen schickte ich im Freiumschlag wieder nach Heidelberg in die med. Poliklinik, die drei weiteren holte dann ein Kurier ab, der diese zur Zielklinik des Patienten brachte. Gleichzeitig teilte mit die freundliche Dame des Stammzellenspenderregisters mit, dass sie sich Mitte August wieder melden würde, sobald die erweiterte Blutuntersuchung abgeschlossen sei.

Doch solange sollte es nicht dauern.
Offensichtlich spielt die Zeit eine wesentliche Rolle und bereits Mitte Juli bat man mich, da alle Gewebemerkmale übereinstimmten, am 11.8.2006 zu einer intensiven Spenderuntersuchung und teilte mir gleichzeitig mit, dass im Falle einer Freigabe zur Spende, am 7.9.2006 die Stammzellenentnahme stattfinden sollte. Da ich mich für eine periphere Stammzellenentnahme statt einer Knochenmarkspende entschieden hatte, wurde ich am 11.8.2006 in 5 Stunden untersucht. Diese Untersuchungen umfassten vom EKG über einige Röhrchen Blut, 1 Röhrchen Urin und den Ultraschall der Bauchorgane wie die Bestimmung der Größe der Milz… einiges. Man erklärte mir, das nur wenn alle Untersuchungen ohne Befund verlaufen eine Zulassung zur Stammzellenspende in Frage komme, um zum einen den Spender, und zum anderen den sowieso schon schwachen Empfänger vor weiteren Gefährdungen zu schützen. Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, das ich hier auch über meinen eigenen Gesundheitszustand eine kompletten Überblick bekommen würde, zumal man mir mitteilte , das ich mich mit der Auswertung aufgrund der Komplexität der Untersuchungen einige Tage gedulden müsse und man mir das Ergebnis rechtzeitig telefonisch mitteile.
Trotzdem bekam ich am Untersuchungstag 9 Spritzen mit Neupogen, das ist der Wachstumsfaktor G-CSF mit, mit dem ich mich ab Sonntag den 3.9.2006 im Falle einer Freigabe morgens mit 48 Mio. Einheiten und abends mit 30 Mio. Einheiten täglich subkutan selber spritzen oder spritzen lassen solle.

Am 19.8.2006 klingelte mein Handy in der Mittagszeit und eine Heidelberger Nummer stand im Display. Ein mulmiges Gefühl durchfuhr mich, doch das sollte unbegründet sein. Das Transplantationszentrum meldete sich und ich erfuhr, dass meine Untersuchungen allesamt ohne Befund waren, ich darf ohne Einschränkungen zur Stammzellspende. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein zurück mehr. Die Empfängerklinik begann damit, beim leukämiekranken Patienten mit einer Chemotherapie auch den letzten Rest seines Immunsystems zu zerstören und ich spritzte mir ab dem 5.9.06 gemäß den Weisungen der Poliklinik Heidelberg das Neupogen. Dieser Wachstumsfaktor fördert die Produktion von Stammzellen im Knochenmark in der Weise, das diese in das periphere Blut ausgeschwemmt werden. Als Nebenwirkungen trat dabei leichtes Ziehen im Beckenbereich auf, wofür ich Paracetamol mitbekommen hatte. Da diese Beschwerden nicht mehr als vielleicht ein Muskelkater auftraten, verzichtete ich auf eine Schmerzbehandlung. Natürlich hätte ich jederzeit das Recht gehabt, alles abzubrechen, doch hätte das mit hoher Sicherheit den Tod des Patienten zur Folge gehabt. Und genau das war genügend Motivation für mich, eben dieses zu verhindern. Am 7.9.2006 war es soweit. Mein Kollege Hubert Dressel ließ es sich nicht nehmen mich persönlich nach Heidelberg zu fahren, die ganze Zeit während der Leukapherese (Stammzellentnahme) dabei zu bleiben und mich auch wieder heim zu fahren. Die Stammzellentnahme erfolgte in 3 Stunden am Zellseparator, hierzu waren 2 periphere Venenpunktionen notwendig.

Im Anschluss an die Entnahme gab es einen Snack in der Cafeteria mit einer hervorragenden Betreuung durch eine Mitarbeiterin des Registers und gegen 13:30 erfuhr ich, das die Anzahl der Zellen nicht ausreicht und ich am nächsten Tag noch einmal für drei Stunden an die Maschine musste. Am Freitag 8.9.06 ließ ich in Begleitung meiner Ehefrau die gesamte Entnahmeprozedur noch einmal über mich ergehen und die Summe der gesammelten Zellen reichte dann auch aus. Noch am selben Tag holte in der Mittagszeit ein Kurier die gesammelten Zellen ab und brachte sie auf dem Luftweg zur Zielklinik des leukämiekranken Patienten, der diese noch am selben Tag erhielt. In ca. acht Wochen werde ich erfahren, ob die Therapie, für die ich diese Strapazen auf mich genommen habe, den entsprechenden Erfolg haben wird.
Über die Identität des Empfängers erhält man aus Schutzgründen für beide aber frühestens nach 2 Jahren Auskunft, vorausgesetzt beide Seiten sind damit einverstanden.

Ich habe diesen kleinen Bericht mit dem Ziel geschrieben, das möglichst viele, die ihn lesen, in sich gehen und ebenfalls typisieren lassen, um evtl. auch die „Stecknadel im Heuhaufen“ zu sein, die vielleicht eines Tages das Leben eines Menschen rettet. Ein Danke an meine Kollegen, die mich in allen diesbezüglichen Situationen unterstützt und sogar Dienste getauscht haben, an meinen Wachenleiter, der mir sofort Sonderurlaub für den Spendentag einräumte und an die Poliklinik Heidelberg für die hervorragende Betreuung über den gesamten Zeitraum. In der Hoffnung auf eine schnelle Genesung meines Stammzellempfängers und der Hoffnung auf viele Nachahmer möchte ich diesen kleinen Bericht vorerst schließen.

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Thorsten Reiner

Heidelberg – Am 18.09.2005 wurde bei der von blut.eV organisierten Typisierungsaktion „Aktiv-für-David“ in Malsch für den damals fünfjährigen David, der an Fanconi-Anämie erkrankt war, dringend ein Stammzellspender gesucht. 1.885 Menschen kamen und ließen sich als freiwillige Stammzellspender registrieren. Einer von ihnen war Thorsten Reiner, ein 28 Jahre alter Elektroniker aus Oberderdingen. Als Thorsten Reiner im Januar 2009 Post vom Heidelberger Stammzellregister bekam, war er zunächst nicht überrascht. Das änderte sich allerdings, als er den Inhalt des Umschlages in Augenschein nahm. Lesen Sie hier seinen Bericht:

„Als ich mich 2005 als Stammzellspender registrieren ließ, hätte ich nicht gedacht dass gerade ich so schnell jemanden helfen kann. Ich war gewohnt einmal jährlich Post vom Heidelberger Stammzellenregister zu bekommen, nach dem Motto ‚Hat sich Ihre Adresse geändert?‘ und so. Da diese Briefe immer zu Beginn des Jahres kamen, hatte ich mich zuerst nicht gewundert, als ich im Januar Post erhielt. Als ich dann aber gesehen habe, dass es kein gewöhnlicher Briefumschlag war, sondern ein großes DIN A4 Kuvert begann ich zu zittern. Ich habe das Kuvert in meiner Mittagspause geöffnet und erfahren, dass ich unter Umständen als Spender für einen Patienten in Frage kommen könnte. In diesem Moment hatte ich für einen ganz kleinen Augenblick etwas Bammel.

Noch am gleichen Tag habe ich in Heidelberg angerufen. Eine der ersten Fragen, die man mir stellte, war ob ich mich für eine weitere Untersuchung zur Verfügung stellen würde, um eventuell einem schwerkranken Leukämiepatienten zu helfen. Da musste ich trotz meiner Angst vor Nadeln nicht mehr lange überlegen, und habe zugesagt.

Vier Tage später bekam ich per Post weitere Röhrchen für Blutproben nach Hause geschickt. Ich ging mit ihnen zu meinem Hausarzt und stellte mich der „Nadelattacke“, sprich ich ließ mir mehr Blut abnehmen. Das Blut wurde zu bestimmten Untersuchungen an zwei verschiedene Kliniken geschickt. Danach hieß es Abwarten. Bei dem Telefonat mit Heidelberg wurde mir bereits gesagt, dass ich innerhalb von vier bis sechs Wochen weitere Nachricht erhalten würde. Falls dem nicht so sei, habe sich die Spende vorerst erledigt.

Weniger als zwei Wochen danach meldeten sich Frau Jarck und Herr Stadtherr von der Transplantationskoordination der Heidelberger Uniklinik bei mir. Ich war als Spender geeignet. Meine Werte ergaben zehn von zehn Übereinstimmungen der HLA-Merkmale mit denen des Empfängers. Auch bei diesem Gespräch mit den Heidelberger Koordinatoren wurde ich wieder sehr freundlich gefragt, ob ich immer noch bereit wäre meine Stammzellen zu spenden. Für mich war allerdings bereits ab dem ersten Telefonat klar, dass ich helfen würde, und ich sagte zu.

Daraufhin erhielt ich eine Einladung zur Voruntersuchung am 03.02.2009 um 8.00 Uhr in die Heidelberger Poliklinik. Es war klar, dass mich mein Freund Phillip, der ebenfalls mit mir bei der Typisierungsaktion 2005 war, zu dieser Untersuchung begleiten würde. In der Klinik angekommen, lernte ich meinen Koordinator Herrn Stadtherr persönlich kennen.

Es folgte ein Krankenhaus-Untersuchungsmarathon mit Ultraschall, Blutabnahme (Nadeln!), EKG und ca. 10 Fragebögen, die ich ausfüllen musste. Dann wurde mir erklärt und gezeigt wie die Hämapherese, also das Absammeln der Stammzellen aus meinem Blutkreislauf, funktioniert. Für die Stammzellspende als Entnahmemethode im Unterschied zur Knochenmarkspende hatte ich mich schon beim ersten Telefonat entschieden. Ich hatte das Glück, es mir aussuchen zu können. Als ich gegen 14.00 die Uniklinik verlassen habe, hatte ich bereits neun Spritzen G-CSF und einen dazugehörigen Terminplan im Gepäck.

G-CSF ist ein Hormon, welches bewirkt dass Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen, wo sie dann mit der Hämapherese herausgefiltert werden können. Das sollte ich mir nach dem Terminplan zweimal täglich spritzen. An diesem Tag habe ich unter anderem auch Patienten in der Klinik gesehen, und mir wurde zum ersten Mal richtig bewusst, dass ich einem Menschen helfen kann. Das war ein sehr gutes Gefühl.

… am 20.02. begann ich mit dem Spritzen des G-CSF. Inzwischen habe ich keine Angst mehr vor Nadeln. Hierfür muss ich mich bei Nadine bedanken. Sie besuchte mich zweimal täglich, und verabreichte mir die Spritzen. Alleine hätte ich das nie hin bekommen.

Ab dem zweiten Tag der G-CSF Gabe bemerkte ich leichte Gliederschmerzen und Erschöpfung als Nebenwirkungen, dies hielt sich aber in einem sehr erträglichen Rahmen. Meine Stammzellspende wurde für den 24.02.09 angesetzt, um 8.00 Uhr morgens.

In meinen Freunden Phillip und Nadine hatte ich hervorragende moralische Unterstützung. Gegen 8.30 Uhr wurde ich in einem Top-Einzelzimmer mit Privatfernsehen an den Zellseparator angeschlossen, und von einem der besten Ärzte- und Schwesternteams, das man sich vorstellen kann hervorragend betreut. Nach knapp 3 Stunden war die benötigte Menge an Blut durch den Separator gelaufen, und die Spende beendet.

Nun hieß es, auf das Ergebnis der Laboruntersuchung des Transplantates zu warten, bei der die genaue Anzahl meiner „geernteten“ Stammzellen bestimmt wurde. Ungefähr eine und eine halbe Stunde später war dann das Ergebnis da. Es konnten 5,3 Millionen Stammzellen gewonnen werden, und 4 Millionen wurden für den Empfänger benötigt. Das war eine ausgezeichnete Nachricht. „Meine“ Stammzellen wurden noch am gleichen Tag zu dem Empfänger gebracht.

Am Abend nach der Spende war ich erschöpft, aber glücklich. Ich konnte bereits am nächsten Tag an meinen Arbeitsplatz zurückkehren, und hatte keinerlei Nachwirkungen durch das G-CSF oder durch die Prozedur der Zellentnahme. Nach solch einer Tat fühlt man sich SEHR SEHR GUT! Ich denke seit meiner Spende jeden Tag an „meinen“ Patienten und hoffe, dass er oder sie auf dem Wege der Besserung ist!“

Thorsten Reiner, Oberderdingen im März 2009

 

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