Erfahrungsberichte Stammzellspender
Ein echtes Highlight im August

Anfang August durften wir einen ganz besonderen Besuch abstatten. Wir haben Martin M. aus Wörth live während seiner Stammzellspende besuchen dürfen. Martin hatte sich letztes Jahr bei der Offerta in Karlsruhe bei uns am Stand in die Datei der AKB aufnehmen lassen. Nicht mal ein Jahr später wurde er schon als der genetische Zwilling einer an Blutkrebs erkrankten Frau in Deutschland identifiziert. Nachdem durch gründliche Untersuchungen und Labortests zweifelsfrei feststand, dass Martin gesund ist, stand einer Spende nichts mehr im Weg. Seine Freundin hat ihn zur Stammzell-Entnahme begleitet, quasi als seelischer Beistand. Als wir angekommen sind, hatte Martin schon drei Stunden hinter sich und das Ende der „Ernte“ war in Sicht. Alle Rollläden waren unten, es war ein knallheißer Tag. Martin hat uns erzählt, was er auf dem Weg zur Spende alles hinter sich gebracht hat und wie aufgeregt er war. Wir haben in dem Augenblick auch gemeinsam an „seine“ Patientin gedacht, die zeitgleich irgendwo in Deutschland gerade mit viel Chemotherapie auf den Empfang von Martins Zellen vorbereitet wurde. Kaum vorstellbar, was ihr zu dem Zeitpunkt durch den Kopf gegangen sein mag. Dagegen waren die Strapazen, denen Martin sich unterzogen hat, vermutlich eher kleine Fische, darüber waren wir uns einig. Für uns ist Martin ein Held, wir haben uns auch sehr gefreut, dass er diesen Moment mit uns geteilt hat. Die Schokopackung halten wir übrigens nicht aus Werbezwecken hoch, wir hatten gehofft dass die Botschaft darauf auf dem Foto lesbar sei… Anfänger halt ;-). Es sei daher hier nochmal explizit geschrieben, was wir ihm mit Schokolade gesagt haben: Martin, du bist „simply the best!!!
WeiterlesenSo sehen Lebensretter aus

Zwei Jahre und acht Monate nachdem er sich bei unserer Aktion „Blutsgeschwister“ in Malsch typisieren ließ, konnte Enrico Porada letzte Woche einem fremden Menschen die Chance auf ein neues Leben schenken. Er wurde als der genetische Zwilling eines an Blutkrebs erkrankten Patienten identifiziert und hat knapp 5 Stunden lang Blutstammzellen gespendet. So lange dauerte die Prozedur bis genügend Stammzellen aus seinem Blutkreislauf abgesammelt waren, um daraus für den Patienten das hoffentlich lebensrettende Transplantat herstellen zu können.
Nach der Spende erzählte er, dass er sich anfangs überhaupt nicht vorstellen konnte, über einen so langen Zeitraum ruhig zu sitzen zu bleiben. Wenn in beiden Armbeugen Nadeln liegen sind Bewegungen nicht einfach, aber es hat gut gemeistert und war darüber selbst erstaunt. Auch die Vorbereitung zur Spende, bei der der Spender die Produktion seiner Stammzellen über mehrere Tage hinweg stimuliert in dem er ein bestimmtes Medikament spritzt, hat Enrico sehr gut überstanden. Er sagt, er würde es jederzeit wieder tun.
Wir ziehen den Hut vor Enrico und hoffen, dass viele Menschen seinem Beispiel folgen und sich als Stammzellspender registrieren lassen. Wie das funktioniert und wer als Spender in Frage kommt erfahrt ihr hier. Gesucht werden vor allem junge Menschen bis 40 Jahren. Jeder einzelne zählt und könnte die Nadel im Heuhaufen sein, nach der bei der Suche nach einem passenden Spender sprichwörtlich gesucht wird. Je mehr Menschen typisiert sind, je höher werden die Chancen für alle Blutkrebspatienten einen passenden Spender zu finden. Gemeinsam können wir so viel erreichen!
WeiterlesenBeate Penka

Bei unserer Schulabschlussfeier im Jahre 1981 wurden Unterlagen zum Thema Knochenmarkspende verteilt. Ich nahm die Prospekte mit und heftete sie bei meinen Krankenversicherungsunterlagen ab und unternahm jahrelang nichts.
Im März 1998 las ich dann von einer Typisierungsaktion im Karlsruher Konzerthaus. Ich arbeitete damals im Nachbargebäude. Da endlich nahm ich mir die Zeit, um mein Blut typisieren zu lassen. Nur wenige Monate später im November 1998 erhielt ich die Nachricht, dass ich eventuell eine geeignete Spenderin sei. Nach weiteren Untersuchungen stellte sich leider heraus, dass meine Merkmale nicht in dem Maß mit denen des Erkrankten übereinstimmten, wie es für eine Knochenmarkspende erforderlich war.
Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich nach diesem Anruf fühlte: auf der einen Seite eine große Traurigkeit. Ich dachte an den kranken Menschen auf der anderen Seite aber auch eine gewisse Erleichterung. Ich war seit dem ersten Anruf in einer Art Euphorie, die ich als sehr unangenehm empfunden habe. Heute empfinde ich nur noch Traurigkeit, dass ich diesem Menschen nicht helfen konnte und wünsche ihm natürlich, dass noch ein passender Spender gefunden wurde. Mir jedoch gab diese Absage nochmals die Gelegenheit, gründlich über meine Spendenbereitschaft nachzudenken und dann auch zu hoffen, dass ich nochmals die Gelegenheit bekäme zu helfen. Im Januar 1999, also gerade 10 Monate nach meiner Aufnahme in die Spenderdatei, erhielt ich einen 2. Anruf von der Uniklinik Freiburg. Es gab nun einen Patienten, dessen Merkmale mit meinen im notwendigen Maß übereinstimmten.
Bei den Voruntersuchungen in der Uniklinik Freiburg begegnete ich immer wieder einem Herrn. Entweder war er vor mir im Untersuchungszimmer oder nach mir. Irgendwann sprach er mich an, wie es mir denn ginge und wann bei mir die Leukämie erkannt worden sei. Ich sagte ihm, dass ich nicht an Leukämie erkrankt sei, sondern eine Knochenmarkspenderin sei. Er lächelte mich ganz ruhig an und meinte dann: „Schön, dass es solche Engel wie Sie gibt.“ Dies war mir etwas peinlich, weil es ja nicht mein Verdienst war, dass ich als Spenderin geeignet war. Im weiteren Gesprächsverlauf erzählte er mir, dass er zehn Monate zuvor eine Knochenmarkspende erhalten habe. Erfreulicherweise hatte sein Körper das fremde Knochenmark angenommen und er war auf dem Weg der Gesundung. Er konnte bereits wieder zur Arbeit gehen, seine geliebten Wanderungen im Schwarzwald machen und ganz einfach: leben.
Eine solche Begegnung wünsche ich jedem Menschen, denn da spürte ich eine große Wärme, die eigentlich unter den Menschen immer spürbar sein sollte. Der gesamte Vorgang der Spende läuft anonym ab. Als Spender hat man zumindest damals ein Jahr nach der Spende die Möglichkeit, beim Spenderzentrum nachzufragen, ob die Spende erfolgreich war. Ich habe dies nicht getan. Ich kann nicht richtig erklären weshalb: Vielleicht hatte ich Angst, dadurch in mir selbst moralisch zu sehr die Verantwortung für diesen Menschen zu übernehmen, vielleicht hatte ich Angst vor einer Enttäuschung. Heute sehe ich das anders. Heute würde ich es wissen wollen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich jederzeit wieder Knochenmarkspenden würde. Wir alle wissen, dass wir, unsere Familie, unsere Freunde nicht davor gefeit sind, diese Krankheit zu bekommen. Es wäre für uns alle selbstverständlich, für einen guten Freund oder einen Verwandten eine Spende zu geben aber warum sollen wir dies nicht auch für uns unbekannte Menschen tun. Wir spenden Blut, warum nicht auch Knochenmark. Es ist nur eine kurze Beeinträchtigung für den Spender, die nicht mit der Gesundung eines Menschen zu vergleichen ist.
Übrigens: Soweit mir bekannt, werden mehr anonyme Knochenmarktransfusionen durchgeführt als von Verwandten. Und dies auch sehr erfolgreich. Also wäre es schön, wenn immer mehr Menschen ihr Zögern überwinden könnten und ihr Blut typisieren ließen.
WeiterlesenUte Ederle

Meine Stammzellenspende lag zwei Jahre davor. In unserer Ortschaft war eine Frau meines Alters an Leukämie erkrankt. Kenntnis davon erhielt ich durch Zufall, als eine Angehörige mir davon erzählte. Im Gespräch hörte ich, dass sie noch eines von zehn Spendersets zum Typisieren von Blutplasma hätte. Ich bat sie, mir dieses zur Verfügung zu stellen. Damit ging ich zu meinem Hausarzt und ließ mir die entsprechende Menge Blut entnehmen und versandte sie an die vorgegebene Adresse. Außerdem spendete ich die Kosten der Typisierung. Dann hörte ich lange Zeit nichts mehr.
Im November 2002 bekam ich einen Anruf von Frau Dr. Scherer vom Heidelberger Stammzellregister. Gut kann ich mich daran erinnern dass Sie mich gleich beruhigte, dass „nichts passiert“ sei. Das ist verständlich, denn ein Anruf aus einer Klinik geht meistens mit unguten Nachrichten einher. Sie schilderte mir, dass ich infrage käme, Stammzellen für einen Patienten in Hamburg zu spenden. Sie fragte auch gleich, ob ich für eine andere Person spenden würde, als für die ich typisiert wurde. Natürlich erklärte ich mich sofort einverstanden. So erhielt ich noch einmal ein Set für weitere Analysen nach Hause. Wieder ging ich zu meinem Hausarzt und wartete zu.
Einige Telefonate folgten. Mir fiel auf, dass ich hier und später in Heidelberg immer wieder gefragt wurde, ob ich wirklich spenden möchte. Erst später war mir klar warum: Spenden zu wollen und es dann auch zu tun sind zwei völlig verschiedene Situationen.
Nach der Auswertung dieser Blutentnahmen fuhr ich nach Heidelberg in das Universitätsklinikum. Herr Stadtherr erläuterte mir die verschiedenen Entnahmemöglichkeiten. Miteinander entschieden wir uns für die indirekte Methode. Danach begleitete er mich durch das Haus zu den Untersuchungen. Für kurze Zeit musste ich hier einmal im Wartezimmer Platz nehmen, in dem auch viele Krebskranke saßen. Zum ersten Mal konnte ich bewusst Menschen mit diese Krankheit ansehen. Vielen fehlten die Haare und die Gesichter waren ernst und zwar durch alle Altersstufen hindurch. Es war erschreckend für mich. Für eine kurze Sequenz erlebte ich einen Hochmut, über den ich sehr erschrocken war. Insgeheim freute es mich, nicht dazu zu gehören. Dabei hatte mich eines mit zu der Stammzellenentnahme bewogen: der Tod beider Eltern durch Krebs.
Nach einem doch zeitlich kurzen aber durch Erlebnisse langen Tag fuhr ich nach Hause. Im Gepäck hatte ich Serum und Spritzen, die mir mit Hilfe des Hausarztes nach einem vorgegebenen Terminplan verabreicht werden sollten. So kam der Tag der Stammzellenentnahme (18. Dezember 2002) näher. Das Serum löste vermehrt die Bildung von Stammzellen in meinem Knochenmark aus, die dann in die Blutbahnen transportiert wurden. Die Empfindungen waren seltsam. Mit jeder Spritze hatte ich das Gefühl, dass in den Blutbahnen eine Menge los ist ähnlich einem Fluss, der mehr Wasser zu transportieren hat und dadurch schneller wird. Vor allem der Brustraum zog sich manchmal so zusammen, dass ich meinte, Krämpfe zu haben. Diese Situationen ließen mich zu dem Vergleich hinreißen, hochschwanger zu sein und endlich entbinden zu wollen. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes „reif“ zur Entnahme.
In der Vorweihnachtszeit höre ich gerne den Messias von Mozart oder das Weihnachtsoratorium von Bach. In diesem Jahr hatte ich immer wieder den „Messias“ eingelegt, so auch während mir das Blut entnommen und wieder zugeführt wurde. Auf einmal hatte die Verheißung des alttestamentlichen Propheten Jesaja „das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“ eine ganz andere Bedeutung für mich. Während ich das jetzt niederschreibe, höre ich in meinem Innern die Musik dazu. Ich empfinde genauso wie damals, wie viel Hoffnung in „meine“ Stammzellenentnahme gesetzt wurde. Ich wusste, dass da ein Mensch aus seinem Dunkel ein Licht sieht. Mir war aus den Gesprächen bekannt, dass parallel zu meiner Stammzellenentnahme in Heidelberg die Stammzellengabe in Hamburg vorbereitet wurde!
Als dann „meine“ Stammzellen in der Tasche aus dem Klinikum hinaus auf den Weg gebracht wurden, hätte ich gern noch viel mehr dort mit hineingegeben, etwa Grüße in Form eines Anteils meiner Gesundheit oder einfach nur Segenswünsche. In Gedanken begleitete ich diesen Transport. So wurde aus der Typisierung vom Februar 2000 ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art im Dezember 2002.
Seitdem bin ich B.L.u.T.eV. sehr verbunden.
Der Verein ist auf Spenden in jeder Form angewiesen, um seine Arbeit fortzusetzen. Dazu wünsche ich allen Aktiven die nötige Beharrlichkeit.